YouTube Kanal - Elektroauto Test - ÖkoStrom von LichtBlick
BMW i3 in Berlin

Mit einem Elektroauto von Berlin nach Hamburg auf der Autobahn 24

Der BMW i3 mit dem kleinen 60Ah Akku hat eine Praxisreichweite von ca. 150 km. Wie kommt man damit von Berlin nach Hamburg? Wie gut ist das Ladenetz auf dieser Route ausgebaut und funktioniert es? 163 Grad hat einen BMW i3 von Berlin nach Hamburg überführt und es ausprobiert.

Die Aufgabe war: Einen gebrauchten BMW i3 von Berlin nach Hamburg zu bringen. Der i3 hatte den “kleinen” Akku mit 60 Ah bzw. 22 kWh, Wärmepumpe und die CCS Schnelllade-Option. Ohne die wäre eine Überführung auf eigener Achse nicht wirklich möglich gewesen. 

Mit dem kleinen Akku und der Reichweite von realistischen 120 bis 150 Kilometern muss auf dem Trip von Berlin nach Hamburg mindestens einmal nachgeladen werden. Realistisch sind 2 Ladestopps. Ohne die optionale “Schnellladung GleichStrom” geht im BMW i3 aber nichts. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich die Auflademöglichkeit mit 50 kW Gleichstrom über die CCS Buchse. So ist der i3 Akku in knapp 30 Minuten zu 80% wieder aufgeladen. Das Extra gehört zusammen mit der Wärmepumpe und Sitzheizung zu den unverzichtbaren Extras, wenn man einen BMW i3 kaufen möchte. 

Zur Vorbereitung habe ich im Going Electric Forum und Routenplaner die CCS Lademöglichkeiten auf dem Weg von Berlin nach Hamburg abgefragt. Die meisten Lademöglichkeiten stehen übrigens auch für die Gegenrichtung – also von Hamburg nach Berlin – zur Verfügung. Wichtig ist dabei ein Check im Ladelog der jeweiligen Station. Dort schreiben Forumsmitglieder hinein, wenn Sie erfolgreich geladen haben, oder Probleme hatten. So erfuhren wir auch vor Fahrtantritt, dass die Ladesäule in Prignitz Ost noch nicht in Betrieb ist und konnten entsprechend planen. Auf die Navigation des Fahrzeuges wollten wir uns nicht verlassen. 

Den BMW i3 haben wir bei Riller und Schnauck im Berliner Hindenburgdamm übernommen. Nach der Übergabe ging es auf den Berliner Autobahnring und damit auch gleich in den Stau auf der AVUS. Hier zeigte sich wieder, wie angenehm ein Elektroauto im Stau ist. Dazu kommt die Wendigkeit des i3 – alles sehr angenehm im dichten Berufsverkehr. 

Danach ging es raus aus Berlin und auf die BAB 24 Richtung Hamburg. Gefahren sind wir dabei im EcoPro Modus und teilweise auch im EcoPro+ . Unsere Geschwindigkeit lag zwischen 90 und 120 km/h. Die Reichweitenanzeige im i3 brauchte etwas, bis sie unsere Fahrweise einschätzen konnte und die Werte realistisch wurden. 

Neuruppin

Für den ersten Ladestopp außerhalb von Berlin mussten wir die Autobahn verlassen. Etwa 7 Kilometer von der BAB entfernt liegt das kleine Örtchen Neuruppin. Etwas abgelegen im Industriegebiet – aber gut ausgeschildert – wartet ein Allego Triple-Charger auf unseren BMW i3. Triple-Charger bedeutet in diesem Fall, dass 3 verschiedene Ladeanschlüsse zur Verfügung stehen: Typ2 Stecker mit Wechselstrom, CCS Gleichstrom und CHAdeMO Gleichstrom. Es können dort 2 Elektroautos gleichzeitig aufgeladen werden, wenn einer Gleichstrom und der andere Wechselstrom lädt. Für uns war der CCS Gleichstrom Anschluss die richtige Wahl.

Der erste Ladestopp - Triplecharger in Neuruppin | Foto: 163 Grad
Der erste Ladestopp – Triplecharger in Neuruppin | Foto: 163 Grad

Für die “Ladeweile” – also die Langeweile während des Aufladens – gab es nicht wirklich Abhilfe, auch wenn dafür extra eine Picknickbank aufgestellt wurde (links im Bild). Das Industriegebiet versprüht noch den Charme der DDR, Gastronomie war nicht in Sicht und vom Toyota-Händler, in dessen Vorgarten der Charger steht, ernteten wir mitleidige Blicke.

Elektroauto aufladen ausgeschildert
immerhin ausgeschildert | Foto: 163 Grad

Grosses Lob gilt der Ausschilderung der Ladesäule. Mit den grünen Hinweisschildern war die Säule schon von der Hauptstrasse aus gut zu finden. Das ist längst nicht selbstverständlich, wie wir noch lernen sollten. Der Strom ist am Allego Charger in Neuruppin kostenpflichtig. Für die Freischaltung der Ladesäule reichte eine NewMotion Karte bzw. der Ladechip von LichtBlick aus.

Prignitz Ost

Die Alternative zum Stop in Neuruppin ist die Autobahn-Raststätte Prignitz Ost. Die kommt von Berlin aus gesehen auf der BAB 24 erst nach der Abfahrt Neuruppin, ist aber mit der Reichweite vom i3 durchaus zu erreichen. Auch hier wird ein Triple Charger mit Typ2, CCS und CHAdeMO angeboten. Der Charger gehört zum Verbund von Tank&Rast und kann kostenlos und ohne Freischaltung benutzt werden (Stand August 2017).

Bei unserem Stop war der Charger allerdings noch nicht in Betrieb. 

Ladesaeule Prignitz Ost Tank und Rast
Pech an der Ladesäule in Prignitz Ost | Foto: 163 Grad

Gut, dass wir das vorher im Going Electric Routenplaner recherchiert hatten. So haben wir den i3 in Neuruppin bereits so weit aufgeladen, dass wir den Stopp in Prignitz Ost überspringen konnten. Hätten wir in Neuruppin nicht voll aufgeladen und uns auf diese Lademöglichkeit verlassen, wäre unsere Fahrt hier zu Ende gewesen.

Neustadt-Glewe

Nächster Stop war der Hoyer Autohof an der Abfahrt Neustadt-Glewe. Mit 16% Rest-Akku mussten wir hier aufladen, um weiter zu kommen. Da wir Appetit hatten, haben wir in dem Rasthof auch zu Abend gegessen. Zeit genug für den BMW i3, voll aufzuladen.

Autohof Neustadt Glewe Elektroauto aufladen
Autohof Neustadt-Glewe mit Triple-Charger | Foto: 163 Grad

In 53 Minuten hatte uns der Lader von 16% auf 97% Akkustand gebracht. Damit war genug Strom im Akku für die Fahrt nach Hamburg bis zum Ziel.

CCS Aufladung 97 Prozent
Ladestand in Neustadt Glewe bei 97 Prozent | Foto: 163 Grad

Gudow

Trotzdem wollten wir uns noch den Tank & Rast Charger in Gudow anschauen. Im Gegensatz zum Charger in Prignitz Ost gibt es diesen schon länger und er funktioniert sehr gut. Hätten beide Charger funktioniert, hätten wir auf der Tour anders laden können: In Prignitz Ost (kostenlos), in Neustadt-Glewe (kurze Zwischenladung, kostenpflichtig) und dann final in Gudow (wieder kostenlos).

Triple Charger Tank & Rast Gudow
Triple-Charger Tank & Rast in Gudow | Foto: 163 Grad

Als wir den i3 in Gudow an den CCS Charger gehängt haben, kamen sofort 2 Fernfahrer aus den hinter uns geparkten LKWs zu uns herüber. Es ergab sich ein super nettes Gespräch sowohl über Elektromobilität als auch über den Alltag der Trucker. Der Stop war in Punkto Reichweite unnötig. Wir wollten nur schauen, ob der Ladepunkt funktioniert – und auf einen Ladepunkt kam es jetzt auch nicht mehr an.

Endlich in Hamburg

Langsam näherten wir uns dem Stadtgebiet von Hamburg. Nach unserem Start am Harburger Bahnhof morgens um 9 hatten wir das Gefühl, schon ewig unterwegs zu sein. Theoretisch hätten wir am Stadtrand von Hamburg in Jenfeld noch einen DC Schnelllader mit CCS zur Verfügung, falls es wirklich nicht reichen sollte. Durch unser mehrfaches Zwischenladen war die Reichweite an diesem Punkt der Reise aber kein Problem mehr. 

BMWi3 von Berlin nach Hamburg
Endlich in Hamburg | Foto: 163 Grad

Am Ende der Tour habe ich ein Foto vom Trip-Computer gemacht. Mit fast 5 Stunden war unsere Fahrt erheblich länger als die Hinfahrt mit dem ICE, länger als mit einem Verbrenner und auch deutlich länger, als wir uns das vorher gedacht hatten. Elektromobilität ist möglich – hat aber so ihre Besonderheiten…

BMW i3 Verbrauch
Ende der Fahrt in Hamburg | Foto: 163 Grad

Was ist von der Tour hängen geblieben?

  • Die Hinfahrt nach Berlin im ICE war entspannter als die Rückfahrt mit dem i3. Nach Berlin würde ich immer mit der Bahn fahren.
  • Gute Planung ist bei Touren mit dem Elektroauto das A und O. Mal eben spontan nach Berlin und sich auf das Navi verlassen – geht nicht (außer mit einem Tesla vielleicht).
  • Wir fühlten uns an eine Fahrt erinnert, die wir Mitte der 80iger mit einem Mercedes Benz 190E zum Bodensee gemacht haben. Das Auto hatte einen Katalysator (der erste Mercedes mit Kat im Süden Hamburgs) und wir mussten entlang der Autobahn die Tankstellen mit dem unverbleiten Benzin suchen.
  • Für eine gute Reichweite sollte man mit einem Elektroauto nicht schneller als 120 km/h auf der Autobahn fahren. Besser sind 100 km/h, ideal sind 90 km/h.
  • Die Ladesäulen sind entlang der Autobahn nicht ausgeschildert. Auf den Hinweisschildern zu den Autohöfen und Raststätten steht alles drauf, von Autogas, Behinderten-WC, gastronomischem Angebot und ausgeschenkter Kaffee-Marke – aber kein Hinweis auf die Elektrotankstelle.
  • Elektromobilität ist nicht gut für die Figur. An den Ladesäulen und Autobahnraststätten gibt´s gute Kost und man hat ja etwas Zeit. Hier ein paar Pommes, beim nächsten Stopp eine Cola…
  • Lange Touren mit dem E-Auto sind möglich. Sie erfordern gute Planung und deutlich mehr Zeit als sonst, bedingt durch langsames Fahren und Ladepausen. Ausserdem muss man sich auf die Ladesäulen verlassen können (frei und funktionstüchtig) 

Links zum Artikel

Allego Triple-Charger in Neuruppin
Tank&Rast Triple Charger in Prignitz Ost
Allego Triple-Charger am Autohof Mecklenburg in Neustadt-Glewe
Tank&Rast Triple Charger in Gudow-Nord

BMW i3 60Ah im Test (mit Range Extender)
BMW i3 94Ah im Test (ebenfalls mit Range-Extender)

Diesen Artikel teilen
Teilbare URL
Vorheriger Beitrag

Hyundai ix 35 Fuel Cell Wasserstoffauto mit Brenstoffzelle im Test

Nächster Beitrag

163 Grad auf der IAA 2017 zusammen mit teslamarcus und Schräg

Nächsten Beitrag lesen